„Eine klassische Polychromie“ (auf Backstein)
Der erste Eindruck, den ich von diesem an sich wunderschönen Backsteinhaus bekam war folgender: eine lieblos zugekleisterte und versiegelte Backsteinfassade in einem sagen wir Fliedergrau, die den Hausbewohner*innen selbst auch schon länger Unbehagen bereitete.
Zu meiner Verteidigung sei also darauf verwiesen, dass ich niemals auf die Idee gekommen wäre, eine Backsteinfassade mit Farbe zu übermalen und so war es mir eher von vornherein ein Anliegen, den Backstein und seine Tradition zu betonen und zu würdigen. Was die künstlerische Freiheit angeht, habe ich mich also dem Backstein und der Backsteinarchitektur bewusst untergeordnet und zunächst das Mauerwerk akribisch nachvollzogen, indem ich das ganze Haus auf dem Computer nachkonstruiert habe – und zwar Stein für Stein. Das Ergebnis war für mich künstlerisch vielleicht der spannendste Teil der ganzen Arbeit, denn mit dem Nachbau des Hauses konnte ich sämtliche Varianten der Backsteinornamentik durchspielen und den eigentlichen Gestaltungsraum (in dem der einzelne eingefärbte Backstein das Grundmodul ist) und das ornamentale Potential erkunden. Letztlich habe ich so eine ganze Reihe sehr unterschiedlicher Gestaltungsvarianten entwickelt, von denen wir hier freilich nur eine und zwar eine eher „klassische Variante“ zu sehen bekommen.
© PRHS _ 2018